Der Bungalow war schon immer etwas elitär. In den 1960er Jahren war er ein Statussymbol, das sich viele gut Betuchte leisteten. "Heute liegt der Bungalow wieder im Trend", sagt Jens-Uwe Seyfarth, Mitglied der Architektenkammer Niedersachen in Hannover. Auch Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau in Bad Honnef bei Bonn berichtet: "Bungalows in Fertigbauweise sind aktuell sehr gefragt, das beobachten wir auf den Musterhaus-Ausstellungen."
Die Gründe liegen auf der Hand: "Der Bauhaus-Klassiker passt mit seiner klaren Architektur und kompakten Bauform gut in unsere moderne Zeit", sagt Seyfarth. Und er ist noch immer etwas Besonderes. Vor allem kinderlose Paare und Ältere, deren Kinder aus dem Haus sind, interessieren sich für Bungalows. Denn sie ermöglichen ein großzügiges Wohnen auf vergleichsweise kleiner Fläche. "Bungalows sind ideal für offene Wohnräume mit anspruchsvollen Küchen und Bädern", erklärt Seyfarth.
Große Glasfronten schaffen eine direkte Verbindung zur Natur. Und die Räume lassen sich je nach Lebenslage leicht verändern. "Durch die winkelartige Bauweise ist es möglich, die Betondecke nur auf den Außenwänden zu befestigen", erklärt der Architekt. "Damit ist der Bauherr völlig frei bei der Gestaltung der Innenräume. Er kann einen offenen Grundriss wählen oder nach Belieben einzelne Zimmer abtrennen."
Barrierefrei planen
Auf der Hand liegt das Wohnen auf einer Ebene ohne Treppe für ältere Menschen. "Schon bei der Planung des Hauses sollten Bauherren daran denken, dass sie einmal älter werden", meint Karin Dieckmann vom Verein Barrierefrei Leben in Hamburg. Sie rät, das Potenzial des ebenerdigen Bungalows zu nutzen und ihn von vornherein vollständig barrierefrei zu gestalten. Zugänge zu Haus und Garten sollten gänzlich treppen- und schwellenfrei und so groß sein, dass auch ein Rollstuhl hindurchpasst. "Das Verlassen und Erreichen ihrer Wohnung ist für viele Senioren ein entscheidendes Kriterium, wie lange sie selbstständig darin leben können."
Durch die großen verglasten Flächen kann viel Tageslicht in die Bungalows eindringen. Auch das ist ein Vorteil - wenn auch mit einer Schattenseite behaftet. Denn ohne Schutz heizt die Sonneneinstrahlung die Räume im Sommer schnell auf. "Abhilfe schaffen moderne Sonnenschutzfenster, die die Wärme gut abhalten", erklärt Windscheif. Anders als noch in den 60er Jahren, wo Bungalows wahre Energiefresser waren, können sie heute nach modernsten Energiestandards gebaut werden. "Es gibt sogar Plus-Energie-Bungalows, die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen."
Klassischerweise wurden Bungalows früher mit einem Flachdach versehen. Damit gab es allerdings oft Probleme, weil sich auf ihnen Wasser ansammelt und viel Energie durch sie verloren geht. Heute sind die Flachdächer dank neuer Materialien viel besser abgedichtet und gedämmt als damals. "Und es muss auch nicht unbedingt ein Flachdach sein", betont Architekt Seyfahrth. "Schon mit nur um zwei bis drei Grad geneigten Dächern lassen sich viele Probleme aus der Welt schaffen."
Und auf das Dach kommt ein schöner Garten
Flachdächer oder Fast-Flachdächer bieten auch die Möglichkeit, einen Garten darauf anzulegen. Oder sie eignen sich als Installationsfläche für Solaranlagen. "Insgesamt ist im Bungalow ein modernes, umweltbewusstes und zukunftsorientiertes Wohnen möglich", findet Windscheif.
Obwohl er ein echter Klassiker ist, regt der Bungalow doch immer noch die Fantasie der Architekten, Bauherren und Baufirmen an. Zum Beispiel bei der Verbindung von Innen- und Außenbereich, die vielen Menschen immer wichtiger wird. Mit Terrassen und Überdachungen kann das Wohnen im Sommer ins Freie verlagert werden. Besonders in Bungalows, die in L-, U- oder Z-Form gebaut werden, lassen sich im Außenbereich lauschige Plätzchen anlegen, die nicht von außen einsehbar sind.
Einen Nachteil hat die ebenerdige Bauweise allerdings. Sie beansprucht relativ viel Platz, denn es wird ja nicht in die Höhe, sondern in die Breite gebaut. "Man muss sich also in der Wohnfläche beschränken oder braucht ein wesentlich größeres Grundstück als bei einem mehrstöckigen Einfamilienhaus", sagt Windscheif. Und Bauland ist rar und wird immer teurer. Umso wichtiger ist es, das Grundstück gut auszunutzen und den Bungalow - wenn nötig - auch familientauglich zu machen.
Ideen dazu gibt es bereits. "Bisher ist es oft so, dass junge Paare in ein größeres Haus ziehen, wenn sie Nachwuchs bekommen, weil der Bungalow zu eng wird", erklärt Seyfahrth. Aber mit einer Box auf dem Dach, in dem die Kinderzimmer untergebracht werden, könnten sie wohnen bleiben. "Und wenn die Kinder dann flügge sind, wird die Box wieder abgenommen", schildert der Architekt seine Vision. "Ein Bungalow in Holzfertigbauweise bietet immer die Option, das Gebäude um ein zusätzliches Geschoss aufzustocken", nennt Windscheif eine Alternative. Ohne Treppen kommt er dann allerdings nicht mehr aus.
Ob man in einem Haus schön lebt, hängt auch von seinen Fenstern ab - das gilt nicht nur für Bungalows. Sie erhellen die Räume und geben den Blick auf den schönen Garten frei. Entscheidend ist bei der Planung, die Himmelsrichtungen im Blick zu haben und die Fenstergröße darauf abzustimmen.
"Die Form folgt der Funktion, das ist der Leitspruch für Architekten", erklärt Jan Schüsseler von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. "Das gilt auch für die Fenster. Ihre Anordnung folgt der Funktion der dahinterliegenden Räume." In der Regel wollen die Menschen ein Wohnzimmer mit Sicht zum Garten. "In Deutschland plant man wegen der Sonneneinstrahlung so, dass der Garten sich nach Süden oder Westen orientiert. Entsprechend muss sich auch das Gebäude in diese Richtungen stärker öffnen als nach Norden oder Osten", erklärt Schüsseler.
Große, gar bodentiefe Fenster an Südfassaden lassen viel Tageslicht in den Raum, diese Seite eignet sich auch daher gut für viel genutzte Räume wie das Wohnzimmer. Auch die Energiebilanz fällt hier positiv aus. "Verglasungen verlieren ja nicht nur Energie, sondern sie bringen auch Wärme und Licht ins Haus", erklärt Ulrich Tschorn vom Verband Fenster + Fassade. Im Winter kommt durch die Südfenster mehr Energie hinein, als verloren geht.
Aber: Im Sommer heizt die Sonne so stark, das unbedingt ein Schutz in Form von Sonnenschutzfenstern, Markisen oder Rollläden eingeplant werden muss. "Natürlichen Sonnenschutz bieten zusätzlich Laubbäume und Hecken, wenn sie im Garten an den passenden Stellen angepflanzt werden", erklärt Schüsseler. "Auch ein Balkon am Obergeschoss sorgt für eine optimale Verschattung, wenn er richtig geplant wird."
Westen für die Kinder, Osten für das Schlafzimmer
Ost- und Westfenster haben zwar nicht so eine gute Energiebilanz wie Südfenster, liegen aber meist immer noch im positiven Bereich. In diesen Räumen empfiehlt es sich ebenfalls, bodentiefe Fenster einzuplanen oder im Zuge einer Modernisierung die Brüstung absenken, um einen größeren Lichteinlass zu erreichen. "Die Westseite ist gut für Kinderzimmer geeignet, die Ostseite für das Schlafzimmer", sagt Tschorn. "Natürlich muss bei den bodentiefen Elementen auf eine Absturzsicherung geachtet werden, wenn sich die Räume in oberen Etagen befinden." Das sind bei zu öffnenden Elementen meist Gitter, es gibt sie aber auch aus Glas.
An der kalten Nordseite gelangt nicht so viel Wärmeenergie über die Scheiben ins Haus. Deshalb können die Fenster hier ruhig etwas kleiner ausfallen, oder sie haben besonders gut dämmende Verglasungen. "Die Nordseite eignet sich für Funktionsräume", erklärt Tschorn. "Hierzu zählen Treppenhäuser, Eingangsbereiche, Abstell- und Sanitärräume. Oder auch Büroräume - dann aber mit großen Glasflächen für den Lichteinfall und gut gedämmt."
In der Praxis wird es kaum Häuser geben, die exakt nach Norden, Süden, Osten und Westen ausgerichtet sind. Bauherren und Modernisierer müssen also immer den für sie sinnvollsten Kompromiss finden. Neben der Fenstergröße spielt dabei die Qualität der Wärmedämmung eine große Rolle. Wichtig ist, auf den Uw-Wert zu achten, der angibt, wie viel Wärme Fensterglas und Rahmen durchlassen. "Gute Fenster haben kaum Wärmeverluste und sind unter Berücksichtigung der solaren Zugewinne heute teilweise wärmer als eine Wand", erläutert Tschorn.
Dachfenster am besten nach Süden oder Südwesten ausrichten
Für Dachfenster gilt Ähnliches wie für die Fassadenfenster: "Im Winter bringen sie einen Energiegewinn, aber im Sommer kann sich das Dachgeschoss stark aufheizen", erklärt Josef Rühle, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Er rät, die Dachfenster möglichst so auszurichten, dass sie nach Süden oder Südwesten zeigen. "Dann kommt auch im Winter viel Licht herein."
Wie groß die Dachfenster ausfallen, hängt davon ab, ob noch andere Fenster an den Fassadenseiten vorhanden sind. "Grundsätzlich gilt, dass in bewohnten Räumen ein Achtel der Grundfläche offen belichtet sein muss", sagt der Experte. In einem 48 Quadratmeter großen Dachgeschoss müssen also mindestens 6 Quadratmeter Fensterfläche vorhanden sein. "Dabei ist es dem Eigentümer überlassen, ob er diese Fläche auf ein oder mehrere Fenster verteilt." Allerdings variieren diese Regelungen in den einzelnen Bundesländern.
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