Das Bonner Projekt Beethoven Festspielhaus ist endgültig gescheitert. Geplant war, zum 250. Geburtstag des berühmtesten Sohnes der Stadt im Jahr 2020, ein neues Konzerthaus aus Spenden der Privatwirtschaft zu errichten. Gestern ist mit der Deutschen Post DHL Group auch der letzte der einstmals drei Sponsoren ausgestiegen.
Auf die Frage nach dem Grund für den Ausstieg der Post, die zuletzt bereit war, rund 30 Mio. Euro für den Neubau zu sponsorn, wird Frank Appel, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens ungewöhnlich deutlich: "Die Langfristigkeit des Projekts Beethoven Festspielhaus verlangt eine deutliche Willensbekundung - heute und für die kommenden Jahrzehnte. Wenn aber schon zum Start kein eindeutiger Schulterschluss innerhalb der Stadt zu erkennen ist, dann hat das Projekt keine Zukunft und ist auch für Sponsoren nicht hinreichend attraktiv."
Im Juni 2007 fasste der damalige Bonner Rat erstmals den Beschluss, dass die Bundesstadt ein neues Festspielhaus will. Was diese Entscheidung zweifelsohne erleichtert haben dürfte, war der Fakt, dass die drei Bonner DAX-Unternehmen Deutsche Post, Postbank und Deutsche Telekom sich darauf verständigt hatten, der Bundesstadt ein solches Festspielhaus zu spendieren - bis zu 75 Mio. Euro wollten die drei Unternehmen dafür lockermachen.
Anschließend wurden zwei Architektenauswahlverfahren durchgeführt und abgeschlossen. Insgesamt fünf Entwürfe für ein mögliches Festspielhaus wurden detailliert erarbeitet und bepreist. Der ausgefallene Vorschlag "Diamant" der Londoner Star-Architektin Zaha Hadid erhielt dabei den ersten Preis - zusammen mit dem Entwurf "Welle" des Büros Herman & Valentiny, Luxemburg/Wien.
Was sich nun anschloss, war so langwierig wie unerfreulich und typisch für Bonn: Plötzlich wurde den Bonnern bewusst, dass für den Neubau die bisherige Beethovenhalle weichen müsste. Sie entspricht zwar schon seit Langem nicht mehr den Anforderungen an ein modernes Konzerthaus, doch steht das im September 1959 nach den Plänen von Siegfried Wolske erbaute Konzerthaus unter Denkmalschutz. Viele Bonner sehen die Beethovenhalle als eines der Wahrzeichen der Stadt und ein Sturm der Entrüstung gegen die Abrisspläne kam auf. Die Stadt suchte nach Alternativstandorten, die sich alle als unbrauchbar erwiesen - oder ebenfalls Entrüstungsstürme der Bonner auslösten.
Irgendwann wurde es der Postbank und der Telekom zu viel, und die Unternehmen stiegen aus dem Sponsoring für den Neubau aus. Am 23. Juni 2014 fand die konstituierende Sitzung des neuen Bonner Rats statt. Und der stimmte mit großer Mehrheit für die erneute Auslobung eines Architektenauswahlverfahrens. Gebaut werden soll das Festspielhaus nun auf einem rund 6.700 qm großen Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zur Beethovenhalle. Auf diesen mittlerweile vierten Projektstandort hatten sich Stadt und Deutsche Post DHL im Januar geeinigt. Zwar waren damit die atemberaubenden Pläne von Zaha Hadid und Herman & Valentiny Makulatur geworden und die Kosten für das damalige Architektenauswahlverfahren mussten in den Wind geschrieben werden, dafür war aber immerhin die Deutsche Post als Sponsor weiter im Boot. Das wiederum hatte sich die Stadtspitze von der Deutschen Post zuvor schriftlich geben lassen - was für erhebliche Vertstimmung beim Post-Vorstand gesorgt hatte.
Zwischenzeitlich formierten sich die Befürworter und Gegner des Neubaus - Letztere im Wesentlichen aus den Reihen der Linksfraktion und der Piraten, aber auch der Grünen im Bonner Rat, während die Post versuchte, weitere Sponsoren für das Projekt zu finden und der Stadt auch beratend zur Seite zu stehen. Doch nun ist dem DAX-Unternehmen offenbar die Hutschnur geplatzt und sie zog ihre Sponsoring-Zusage zurück. Offenbar will die Stadt Bonn nun die alte Beethovenhalle sanieren - ohne Mittel aus der privaten Wirtschaft.
Die Reaktionen in der Bundesstadt sind recht deutlich. Der Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg (SPD) wird im Bonner General-Anzeiger zitiert: "Das Festspielhaus-Projekt ist so viele Jahre in den städtischen Gremien mit Absicht zerredet worden - da kann es nicht verwundern, dass auch der letzte Großsponsor das Handtuch wirft." Und der Fraktionsvorsitzende des Bonner Bürger Bunds, Bernhard Wimmer, wird noch deutlicher: "Wenn die Stadt weiter so stümperhaft mit den Bonner Großunternehmen umgeht, dürfen wir von ihnen in Zukunft keine Unterstützung mehr erwarten."